Dienstag, 16. Juli 2013

Stricknadelbox aus Kirsche


Wie schon im letzten Post geschrieben, stelle ich mit der Stricknadelbox aus Kirsche mein nächstes kleineres Projekt vor.
Die Stricknadelbox ist schon seit längerer Zeit ein Wunsch von meiner Freundin gewesen, um ihre Stricknadeln sachgemäß aufräumen zu können. Da sie die nächsten Tage sowieso ihren Geburtstag feiert, hatte ich einen triftigen Grund, trotz sommerlicher Temperaturen und des schönen Wetters, mit der kleinen Box endlich anzufangen.
An der Box wollte ich auch wieder einmal einfache Zinkenverbindungen ausprobieren, die ich mit Handwerkzeug - ohne Maschinen - anfertigen würde.





Die Stricknadelbox habe ich aus Restholz unseres Kirschbettes angefertigt. Die Leisten waren beim Hobeln in der Kurswerkstatt bis auf 11mm Dicke "geschrumpft" und ergaben für mich das ideale Holz für die  zukünftige Verwendung.
In der Breite hatten die Leisten nach dem Zuschnitt mit der Tauchsäge bei mir im Keller ein Maß von 40mm. Weil Stricknadeln durchaus einmal über 400mm lang sein können, musste auch ihr zukünftiges "Zuhause" eine entsprechende Mindestlänge haben. Um möglichst viele Nadeln in die Box zu bekommen, beträgt die Gesamtbreite 100mm, die Innenbreite 78mm.

Hier seht ihr die beiden ursprünglichen Leisten, aus denen die Box angefertig wurde.


Um die schon oben erwähnten Zinkenverbindungen auch an den dünnen Leisten per Hand anfertigen zu können, habe ich an zugesägten Buchereststücken Fingerzinken geübt. Das hat schon allein einige Abende in Anspruch genommen, bis ich gerade Sägeschnitte mit einer Dozuki und die Zinken mit Stemmeisen unterschiedlicher Größe zu meiner Zufriedenheit herstellen konnte.
Auf den folgenden Bildern sind unterschiedliche Anzahlen an Fingerzinken zu sehen und wie ich sie auf einem vor laaanger Zeit angefertigten Bench-Hook herstelle. Falls sich einige fragen sollten, warum ich auf einmal Fingerzinken und keine Schwalbenschwänze mache. Tja, die Schwalbenschwanzverbindungen sind schon einige Monate her und seitdem habe ich solche handgefertigten Verbindungen nicht mehr gemacht. Desweiteren wollte ich die Box für meine Freundin nicht verhunageln (bayrisch = versauen).




Auf dem folgenden Bild ist bereits alles soweit fertig gezinkt. Die Verbindungen sind mir einigermaßen gut gelungen. Sie könnten ehrlich gesagt besser, allerdings auch wesentlich schlechter, sein.
Ich habe mich für nur drei Fingerzinken entschieden, da ich im weiteren Verlauf noch zwei Nuten einfräsen wollte und ich bisher noch eine Erfahrungen habe, wie gut sich dünne Bretter mit vielen Fingerzinken fräsen lassen bzw. wie stabil kleinere Fingerzinken in solchen Fällen sind.


Boden und Deckel sind aus 6mm dünnen Brettern mit der TS zu gesägt, die ebenfalls noch vom Kirschbett übrig waren.
Der Boden wurde von mir vor dem endgültigen Verleimen in 6mm hohe und 5mm tiefe Nuten im Korpus eingelegt, die ich mit der Oberfräse und Führungsschiene in die zu diesem Zeitpunkt bereits gezinkten Bretter ein gefräst habe. Dabei war es wichtig, dass der Boden nicht mit dem Korpus verleimt wird, sondern wie in so vielen anderen Fällen, frei beweglich ist und mit dem Holz im Laufe der Zeit arbeiten kann.
Den Deckel wollte ich zuerst mit zwei Scharnieren seitlich befestigen. Diese Lösung hat mir dann aus optischen und praktischen Gründen nicht zugesagt. So wird der Deckel in eine ringsum laufende Nut von vorne eingeschoben.




Verleimen des Korpus mit Rahmenpressenset von Juuma (um die Hälfte günstiger wie von Bessey), um rechte Winkel an allen Seiten zu gewährleisten.


Nachschleifen des Korpus an allen Seiten mit dem RTS 400 Q bis auf Körnung 400. Die Innenseiten wurden von mir bereits vor dem Verleimen auf Körnung 400 geschliffen.



Entgraten aller Aussenkanten mit dem Juuma Flachwinkel. Den Hobel bzw. das Hobeleisen habe ich sehr dünn eingestellt, um so wenig Holz wie möglich von den Kanten runter zu hobeln und die Grate aus Gründen der Optik so dünn wie möglich zu halten. Wie dünn, könnt ihr an den zu sehenden Spänen erahnen.
Vielleicht sollte noch erwähnt werden, dass ich meine Hobel- und Stemmeisen vor meinem Urlaub erst wieder geschärft hatte, und mit dem frisch geschärften Hobeleisen das Hobeln ein Kinderspiel war.



Zu guter Letzt wurde die Box nach der Fertigstellung noch zweimal mit einer Hartwachsöl-Mischung eingelassen.




Bis demnächst...





11 Kommentare:

  1. Hi Dominik,

    die Box sieht sehr schön aus, da freut sich deine Freundin mit Sicherheit.

    Bist bist du mit dem Juuma Flachwinkelhobel zufrieden? Ich überlege im Moment noch zwischen dem Jooma (die berühmte Vernunftlösung) und dem Veritas hinterher...

    Grüße,
    Nico

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    1. Hi Nico,

      ja hoffentlich freut sich meine Freundin darüber. Die Box habe ich bewusst schlicht gehalten, weil ich das Kirschholz so schön finde. Dann kommt hoffentlich die Maserung besser zu Geltung.

      Bzgl. deiner Frage: Ja, ich bin sehr mit dem Juuma zufrieden! Er ist preis-leistungs-mäßig wirklich sehr gut und die Eisen lassen sich gut und schnell schleifen. Sicherlich sind die Eisen von Juuma weicher wie die von Veritas. Aber für den Preis finde ich voll in Ordnung. Mit Sicherheit ist er eines meiner meist benutzten Werkzeuge.
      Ich hoffe dir damit helfen zu können.

      Schönen Gruß,
      Dominik.

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    2. Danke, du hast geholfen!

      Ich seh das Juuma ja auch oft ins Blogs, das kann wohl nicht nur am attraktiven Preis liegen ;)

      Grüße,
      Nico

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  2. Hallo Dominik,

    deine Freundin wird es dir sicher danken. Den Juuma habe ich auch und bin sehr zufrieden damit. Erstklassiges Preis-Leistungs Verhältnis. Kleiner Tip: Wenn du ein gerades Holzstück quer über dia Anreißlinie der auszustemmenden Zinken spannst, hast du eine senkrechte Führung und gleichzeitige Begrenzung für das Stecheisen. Die ersten mm aber nur ganz sachte Schläge machen, sonst drückt die Fase das Stecheisen über den Strich und du bist dort, wo du schon warst...
    Beim Sägen hilft nur üben, üben, üben. Nach der 50sten Zinkung bekommst du auch Top-Zinken hin. Nur nicht aufgeben. Für die Sägeschnitte bekommt man von Veritas auch Hilfsmittel, leider zum Veritas Preis. Damit sägst du garantiert gerade runter. Kann man auch selber machen.

    Gruß

    Manni

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  3. Hallo Dominik,

    tolles Ergebnis. Den JUUMA habe ich auch :-) er ist perfekt !

    Kennst Du den YouTube Channel von Paul Sellers ? Dort zeigt er sehr ruhig, wie Zinken gemacht werden.....Ich mag das....

    Gruß Andi - Alwaysworkingman

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    1. Guten Morgen Manni und Andi,

      vielen Dank für eure Kommentare und Tipps. Das mit der Leiste an den Zinken werde ich beim nächsten Üben gleich ausprobieren.
      Theoretisch hab ich´s ja wie alle Holzwerker "voll" drauf ;-). Nur praktisch... sind Welten dazwischen. Den YouTube Channel von Paul Sellers kenn ich noch nicht, werd ich mir defenitiv anschauen.
      Letztendlich heisst´s wie immer: üben üben üben...

      Hoffe auch, dass sich mei Freundin freut. Glaub das könnt klappen. V.a. so anspruchsvoll wie ich mit meiner Leistung bin, ist sie gar nicht.

      Schöne Grüße,
      Dominik

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  4. Hallo Dominik,

    ich finde es auch eine sehr schöne Arbeit und ich selbst, traue mich noch nicht so ganz an das Zinken, es fehlt mir allerdings auch einiges an Werkzeug dazu, z.B. g´scheite Stemmeisen.
    Gruß
    Martin

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    1. Hallo Martin,

      ich mische mich dann einfach mal ein. :-)

      Aktuell sind für mich die Stemmeisen mit dem besten Preis/Leistungsverhältnis, die Eisen vom Dick. Sehr gut verarbeitet, leicht schärfbar, trotzdem schnitthaltig und mit einem sehr bequemen Griff. Ich habe mir die kurzen Modelle zugelegt.
      Den 2. Platz teilen sich die Eisen von MHG und Narex.
      MHG hat den besseren Stahl, er ist härter und schnitthaltiger als der von Narex, allerdings schwerer nachzuschärfen. Ich habe von MHG ebenfalls die kurzen Eisen. Was mir an diesen nicht so gut gefällt ist der Griff, er ist ziemlich dick und die obere Zwinge (Schlagring) stört bei feinen Arbeiten etwas. Dafür vertragen sie es aber ohne Probleme, wenn es mit dem Klüpfel mal härter zu Sache geht. Bei Narex ist der Stahl weicher. Nachteil: er verliert schnell die anfängliche schärfe. Vorteil: Er läßt sich einfach und schnell schleifen und man bekommt sie extrem scharf geschärft.
      Bei den Narex Eisen die ich habe (8116) finde ich den Griff sehr bequem, gerade auch für feine Arbeiten. Aufgrund des niedrigen Preises ist die Verarbeitung nicht ganz so gut.

      Die Finger würde ich von Stemmeisen mit polierter Klinge lassen. Diese lassen sich zwar schöner anfassen, aber die Ecken sind durch die Politur gerundet und die Spiegelseite oft nicht mehr plan, was sehr wichtig ist.
      Die Dick wie die Narex sind nur geschliffen (wobei es die Narex glaube auch in polierter Ausführung gibt). Die MHG sind poliert, ABER nachträglich wird die Spiegelseite nochmals geschliffen, so ist diese relativ plan.

      Vergiss beim Kauf aber nicht, um das Schärfen kommst Du nicht drum rum, auch sofort nach dem Kauf.
      Wenn Du vorhast auch wirklich feine Arbeiten mit den Stemmeisen zu erledigen, musst Du auch einen Blick auf die Spiegelseite werfen, dass diese wirklich plan ist (ist sie meist nicht) und diese ggf. abrichten und im vorderen Bereich polieren. Nur ein Stemmeisen mit wirklich planer Spiegelseite bekommst Du auf gesamter Breite wirklich scharf geschliffen und auch nur solche lassen sich für feine Arbeiten einsetzen. Es lohnt sich nach dem Kauf die Zeit zu investieren, die Eisen vorzubreiten. Das Planen ist eh nur einmalig notwendig.

      Die Sache mit den Griffen fällt aber eher in den Bereich persönliche Vorlieben und Handgröße.

      Hoffe ich konnte etwas helfen.

      Grüße

      Michael

      PS: Heiko Rech hat einige interessante Video zum Theme Schärfen und Stemmeisen gedreht, ebenfalls gibt es aktuell ein Video von Holzwerken, wo es um die Schärfe von Stemmeisen geht, da ist es auch mit der Spiegelseite gut erklärt.

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    2. Hi Micha,
      danke für deine ausführlichen Infos!
      Unter anderem deswegen find ich bloggen schön...
      Gruß,
      Dominik

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  5. Servus Martin,

    danke für´s Lob. Bzgl. Stemmeisen frag mal den Micha oder Heiko, die kennen sich damit bestens aus. Soviele brauchts auch gar nicht. Zwei, drei Größen, damit kommt man schon recht weit.
    Ich hab mich endlich an´s Zinken "getraut". Das kleine Projekt fand ich passend. Und soviel kann nicht schief gehen. Die Holzleisten waren bewusst auch lang genug um einen gewissen "Schwund" zu tolerieren :-).

    Gruß,
    Dominik

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  6. Hallo zusammen,
    wenn auch verspätet, danke an die Tipps zu den Stemmeisen. Ich werde dann einfach mal zu Dictum nach München gehen, wohne ja nicht weit davon enfernt und die Beratung dort ist auch super.
    Grüße
    Martin

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